Irgendwann melden sich die Leichen im Keller

Biografiearbeit für Führungskräfte und Interessierte

Bei einer Weiterbildung habe ich vor kurzem die Referentin Susanne Hofmeister kennengelernt. Sie beschäftigt sich intensiv mit Biografiearbeit.

Warum ist es für jeden, aber besonders für Führungskräfte wichtig, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen?

Für gewöhnlich melden sich unbearbeitete Themen oder Sehnsüchte in einer Lebensphase, in der man schon einiges erreicht hat bzw. an Wendepunkten im Leben, wie z.B. an runden Geburtstagen. Hinweise auf unbearbeitete Themen sind Ereignisse, die sich wiederholen – nach dem Motto: „und täglich grüßt das Murmeltier“. Auch Entscheidungen, die man wiederholt „falsch“ trifft sind ein Hinweis – man denkt dann: „schon wieder reingefallen“, „schon wieder enttäuscht worden“, „schon wieder …“

Ich unterstütze zurzeit einige Coachees zwischen 45ig und 55ig, die mit der Frage:

„Wohin soll es jetzt gehen? Ich hab doch alles schon erreicht“

Viele von Ihnen kamen mit einer inneren Sehnsucht, vor der Pension noch einmal (bzw. in der Pension) etwas ganz anderes beginnen zu wollen, zu mir.

Nach der Klärung des Anliegens und einer kurzen Standort-Bestimmung empfehle ich in diesen Fällen, sich anhand von Fragen zu den einzelnen „Zimmern des Biografiehauses“ auf die Suche nach einem „roten Faden“ zu machen.

Nicht jede/r findet so einen roten Faden, aber wir entdecken im Coaching jede Menge Material, das bei der Beantwortung der Ursprungsfrage hilfreich ist.

Frau Hofmeister stellt die Biographie als ein Haus dar, das aus mehreren Stockwerken mit jeweils 3 Zimmern besteht. So zirka alle 7 Jahre wechselt man in das nächste Zimmer und es meldet sich eine andere Aufgabe im Leben.

Das Haus der Biografie

Im Erdgeschoss entwickelt sich der Körper, im ersten Stock entwickelt sich das Denken und im 2. Stock entwickelt sich der spirituelle bzw. mentale Bereich eines Menschen. Erst im mittleren Abschnitt des 2. Stocks könnten wir jene Reife entwickelt haben, die wir als Mentor benötigen, um andere Menschen gut begleiten zu können.

Ich schreibe im Konjunktiv, weil es nach dem Modell der Ich-Entwicklung sein kann, dass einige diese Reife nicht entwickeln.

Alle Probleme und Verletzungen, die wir nicht bearbeitet und somit verdrängt haben, befinden sich im Kellergeschoss.

Verdrängung war in Zeiten von Kindheit und Jugend für einige wirklich wichtig, um zu überleben bzw. dazugehören zu können. Jetzt beginnt sich die Verdrängung als hinderlich herauszustellen.

Je nach Lebensabschnitt und Entwicklung des Lebens melden sich diese „Kellerkinder“ wieder und verlangen ihr Recht. Sie wollen bearbeitet, gesehen, befriedet werden. Leider melden sie sich meist in schwierigen Lebenssituationen und lassen sich nicht mehr in den Keller sperren.

Kurze Lesepause?

Hier können sie sich einen Fragebogen zu den einzelnen Lebensabschnitten zur Selbstreflexion herunterladen

Speziell für Führungskräfte von Unternehmen und größeren Bereichen ist es essentiell, die eigenen Fallstricke und „Traumatas“ zu kennen und mit diesen konstruktiv umzugehen. Sonst ist es möglich und sogar wahrscheinlich, dass Entscheidungen falsch getroffen werden.

Es können auch Sehnsüchte und Talente aktiv werden, die wir aus Pflichtgefühl oder Loyalitätsgründen in den Keller verbannt haben.

Vielleicht kennen Sie jemand aus Ihrem Arbeits- oder Bekanntenkreis, der/die um einen runden Geburtstag herum plötzlich alles liegen und stehen ließ und auf Weltreise ging.

Um ein gutes Leben führen zu können und in Würde Reifen und altern zu können, braucht es die Beschäftigung mit der Biografie.

Manchmal, wenn Verletzungen und Traumatas schwerwiegend sind und daher besonders tief im Keller verstaut wurden, braucht es auch eine Begleitung, um hier klar Schiff zu machen.

Susanne Hofmeister hat auch berichtet, dass bei einer sehr großen deutschen Firma Führungskräfte ab einem höheren Manager Level, verpflichtend Coaching mit dem Thema: Reflexion der eigenen Biografie durchlaufen müssen, weil man aus Erfahrung weiß, dass dadurch die Entscheidungen und er Umgang mit Menschen erheblich verbessert werden. Das trägt natürlich auch zur positiven Entwicklung des Unternehmens bei.

Denken Sie an Donald Trump, der der USA und der Welt durch seine unreifen Entscheidungen massiv schadet. Ich bin sicher, dass sie selbst schon Menschen auf Top-Levels erlebt haben, die aus fehlender Eigenreflexion ein Unternehmen gegen die Wand gefahren haben.

Lesen Sie dazu auch meine Buchrezension zu dem Buch Susanne Hofmeister: „Wo stehe ich und wo geht’s jetzt hin“